Tag 7 – Die Orkneys
Tag 7 – Die Orkneys
Mittwoch, 18.07.2018
Die Orkneys oder auch Orkaden waren schon lange ein Ziel für mich. Jedes Mal etwas weiter nach Norden reisen ist ein Grund, ein anderer die erhofft etwas geringere Touristendichte im Vergleich zum Rest Nord-Schottlands. Und natürlich Skara Brae. Wer noch nie davon gehört hat, Wikipedia ist Euer Freund und Helfer. Von meinem B&B südlich von Wick war es nur ein kurzer Trip nach Gills Bay, wo die Pentland Ferries im Sommer eine Strecke nach St Margaret’s Hope auf einer der südlicheren Inseln des Archipels, South Ronaldsay. Scrabster nach Stromness kann ja jeder, ausserdem waren die Fährzeiten günstiger für mich. Auf der knapp einstündigen Fahrt sah man schon einiges. Stroma, die alte verlassene Insel mit ihrem Leuchtturm, jede Menge Steilküste aber vor allem weite grüne Felder.
Auf den Inseln selbst hat man zwar kaum lange Strecken, aber die Entfernung meiner Unterkunft vom Fährhafen hätte ich tatsächlich laufen können. Wheems Organic Farm oder Campsite oder Cottages, leicht zu finden und auf den ersten Blick extrem urig. Ich hatte mir für zwei Nächte einen sogenannten „Pod“ gemietet. Das sind Holzhüttchen mit einem Futon und verschliessbarer Tür. Mehr nicht. Naja sie haben auch Strom, und wo Strom ist steht in Schottland auch ein Wasserkocher mit Tee. Der Futon war zwar denkbar unbequem, aber ansonsten deutlich besser als ein Zelt. Speziell in der zweiten Nacht, als es sehr eindringlich regnete, war ich sehr froh über das feste Dach. Wenn man mehr mit dem Rest der Anlage in Kontakt kam, merkte man jedoch, dass die eigenen Standards mittlerweile etwas höher geworden sind im Vergleich zu Studentenzeiten. Damals hätte ich wahrscheinlich gar nicht bemerkt, dass die Hälfte der Wasserhähne lose waren, die Klotüren selbstgebastelte Holzkonstruktionen mit fragwürdigem Verschlussmechanismus waren, oder dass eine der Waschmaschinen draussen im Regen stand, inclusive Mehrfachsteckdose. Nein, die hatte kein IP65, sie sah eher nach IP „benutz mich bitte nie wieder“ aus. Der Küchen- und Essbereich war toll gedacht, vor wahrscheinlich 20 Jahren, hat seitdem aber auch keine Pflege erfahren. Es half auch nicht wirklich, dass es halb offen gegenüber den Elementen war.
Am selben Abend hatte ich noch einen Termin in Skara Brae. Vor meiner Abfahrt aus Finnland hatte ich schon eine Abendführung gebucht. Nur sieben Leute insgesamt, sehr persönlicher Touch, ausserhalb der normalen Öffnungszeiten, also keine Massen von Touristen. Aber das schönste war, dass der Führer uns in die Ausgrabung hinein liess. Und mit den historischen Details zusammen gibt es einem einen ganz anderen Eindruck. Wer es jemals schaffen sollte, auf die Orkneys zu reisen, muss diesen Ort besuchen.
Sagte ich die Strecken sind nicht weit? Stimmt. Aber wenn man etwa eine Stunde vom Schlafplatz entfernt ist und erst um halb zehn aus Skara Brae wegfährt, dann ist es doch wieder sehr lang. Zumindest habe ich unterwegs schonmal einen Vorgeschmack auf die lokalen Steinkreise bekommen. Etwas übermüdet bin ich auf meinen Futon gefallen und habe von Neolithischen Ausgrabungen geträumt.