Tag 6 – Whisky im Regen

Markus Hoff-Holtmanns/ Juli 21, 2018/ Motorrad, Reisen

Dienstag, 17.07.2018

Heute wollte ich wieder eine etwas grössere Region erkunden. Aber nicht bevor ich nicht meinen ersten Abstecher zu einer Destillerie gemacht hatte. Zunächst ging es also nach Clynelish (ausgesprochen ungefähr wie kleinlich mit gelischpeltem ‚lisch‘), einer eher unbekannten Marke der Single Malts. Das hat den einfachen Grund, dass die Marke zum grössten Konglomerat der Whisky-Destillen gehört, das momentan existiert, nämlich der Diageo Gruppe. Und damit liefert Clynelish 95% ihres Spirits an Johnny Walker. Dementsprechend war die Führung auch zum größten Teil ohne Überraschungen, bis auf eine. Die Marke Brora war mir höchstens mal in einem Nebensatz irgendwo untergekommen, aber nicht weiter relevant erschienen. Aber es stellte sich heraus, dass Clynelish direkt auf dem alten Firmengelände von Brora aufgebaut wurde, und selbige erst 1983 ihre Pforten schloss. Deren Whiskies waren wohl derart gut und gefragt, dass die letzten Reste der Abfüllungen heute ähnliche Preise aufrufen, wie Port Ellen. Denn während Clynelish einen eher milden, ausgeglichenen Geschmack hat, mit leichten Noten von Ananas, um das Gesamtbild der JW Blends nicht zu stören, so war Brora eher das Gegenteil. Rauchig, salzig, viel Charakter wie es sich für einen nördlichen Highland Whisky gehört. Die gute Nachricht ist, dass Brora um 2020 neu eröffnet werden soll. Die schlechte ist allerdings, dass wir dann noch bis 2034 oder länger warten müssen, um den Whisky zu verkosten.
Apropos Verkostung. Probieren durfte ich einen 14 Jahre alten Clynelish Single Malt, eine alterslose Destillerie-Abfüllung die nur im Shop erhältlich war, und einen JW Gold Reserve. Letzterer heisst so, da es in den Hügeln oberhalb von Cynelish im letzten Jahrhundert einmal einen Goldrausch gab. Wobei wir hier eher von Flakes als von Nuggets reden. Jedenfalls, keiner der drei Whiskies konnte mich wirklich umhauen, ist doch alles sehr „Mainstream“, um in die JW Linie zu passen. Keine Angst, die drei Drams habe ich nicht getrunken bevor ich wieder Motorrad fahren musste, wir konnten sie uns abfüllen. Wie ich denke, dass die Behältnisse aussehen will ich nicht weiter beschreiben, das überlasse ich der Fantasie des Betrachters.

Nach dieser Einstimmung wollte ich mich wieder der Natur zuwenden und herausfinden, was es mit den Forsinard Flows der RSPB (Royal Society for the Protection of Birds) auf sich hatte. Allerdings fing es sehr bald an zu regnen, und zwar einer dieser dauerhaften Landregen, die gerade so zu viel sind, dass man sie ohne Regenkombi durchfahren könnte. Anhalten und herumlaufen war auch keine gute Idee. Ich hatte zwar eine Regenjacke mit, aber der Regen war so mies, dass alles andere sofort durchweicht gewesen wäre. Also biss ich die Zähne zusammen und fur einfach durch. Von der Strasse konnte man vom Naturreservat zwar wenig sehen, aber zumindest einige schöne Impressionen der Flüsse, die diese Strecke begleiten.
Mein Ziel war es, bis an die Nordküste zu fahren, und von dort über Thurso und die A9 wieder zurück zu meiner Unterkunft zu fahren. Die Fahrt verlief dann auch weitgehend ereignislos, die Regenkombi behielt ich allerdings bis zum Ende am B&B an. Hier sind auch noch ein paar Bilder von Dunbeath, einem kleinen, verschlafenen Fischerörtchen auf dem Weg nach Clynelish.

Und für heute auch mal wieder die Route, 193km sagte mein Tacho am Ende.

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